Der Boxermotor gehört zu den prinzipbedingt lauten Motorkonstruktionen. Die Zylinderköpfe sind „frei“ gelagert und geben ihren Schall ungehindert an die Umgebung ab. Kein Tank, keine Verkleidung, keine Beine des Fahrers dämpfen die Geräusche.

Ein BMW-Zylinder mit schallverstärkender Verkleidung

Bild des frei stehenden Zylinders. Hier mit schallverstärkender Verkleidung.

Zusätzlich verursacht ein erhöhtes Axialspiel in den Kipphebeln ein lautes Klappern oder Nageln. Nach BMW-Spezifikation sollen die Kipphebel spielfrei, aber leicht beweglich zwischen den Kipphebelböcken montiert werden. Dies gelingt je nach Baujahr und Detailausführung mehr oder weniger gut.

Bei Baureihe /5

Für die Baureihe /5 gab es das BMW-Spezialwerkzeug Nr. 200, um die Kipphebel rechtwinklig und spielfrei zu montieren. Eine Zeichnung des Werkzeugs steht im Downloadbereich von www.LKW-Kelkheim.de zur Verfügung.

 

BMW-Werkzeug Nr. 200 für den Kipphebeleinbau bei Serie /5

BMW-Werkzeug Nr. 200


Für die Baureihen /6 & /7

Bei den Baureihen /6, /7 und allen Boxermotoren bis 1985 mussten verschiedene Methoden angewendet werden, um Spielfreiheit zu erreichen.
Mit „starker“ Hand oder anderen Hilfsmitteln wurden die Kipphebellagerböcke zusammengepresst, um Spielfreiheit zu erreichen. Die erfolgversprechendste Methode ist die Verwendung von zwei Schraubzwingen, die an den Armen jeweils ein Passstück (oder eine Stecknuss) haben, sodass der Druck nur auf die Lagerböcke und nicht auf die Welle wirkt. Mit dieser Methode ist der Druck und damit das Axialspiel gut einstellbar.

Kipphebel mit Axiallager

Ab Modelljahr 1985, also nach der Sommerpause 1984, setzte BMW bei den Boxermotoren geänderte Kipphebel und Lager ein. Die Kipphebel werden um 3,5 mm gekürzt und mit einer Kunststoffscheibe (AX-Lager) versehen. Das Axialspiel wird mit Passscheiben auf 0,05 +- 0,02 mm (Werkseinstellung) eingestellt.

Zusätzlich werden Gummipuffer zwischen die Kühlrippen des Zylinderkopfes eingepresst, um hier eine zusätzliche Geräuschminderung zu erreichen.

Diese modifizierten Kipphebel samt Lagerböcken und weiteren Teilen werden von BMW als Kipphebel-Nachrüstsatz angeboten und können unter der Teilenummer 11 33 9 057 699 beim Freundlichen bestellt werden. Der Preis beträgt ca. 245 Euro inkl. MwSt. (Stand Nov. 2008).

BMW-Nachrüstsatz für geräuscharmen Ventiltrieb

Der BMW-Kipphebel-Nachrüstsatz

Ähnliche (etwas teurere) Nachrüstsätze bieten die bekannten Zubehörhändler an. Auch Nachrüstungen mit Axial-Nadellagern werden für gutes (teures) Geld angeboten.


Einteilige Kipphebel

Eine weitere Modifikation, die von BMW nie angeboten wurde, sind einteilige Kipphebelböcke. Hierbei sind die beiden Kipphebelböcke eines Kipphebels fest miteinander verbunden. Ein einmal eingestelltes Spiel bleibt erhalten und muss z.B. nach dem Lösen der Zugankermuttern nicht neu eingestellt werden.

Einteilige Kipphebelböcke gibt es im Zubehörhandel oder als Zeichnung zum Selbstbau (Download unter www.powerboxer.de oder www.LKW-Kelkheim.de).
Über das 2-Ventiler Forum (www.2-ventiler.de) kann man das Mitglied Granada kontaktieren. Er verkauft den kompletten Satz für 120 € + Versand. (Stand Nov. 2008)

 

 

Zeichnung von einteiligen Kipphebellagerböcken
CAD Volumenmodell von einteiligen Kipphebelböcken

Auch gibt es Umbauten, bei denen die Böcke modifiziert und mit Brücken unten und oben verbunden werden. Der bekannteste Umbau ist der Weierstall-Umbau.

Weierstall-Umbau der KipphebelböckeWeierstall-Umbau der Kipphebelböcke

Bilder – Weierstall-Umbau der Kipphebelböcke

 

Zusammenfassung

Das laute Ventilgeräusch der 2-Ventil-BMW wird durch ein zu großes Axialspiel der Kipphebel auf ihrer Achse verursacht. Wird dieses Spiel auf ein Maß reduziert, bei dem sich die Kipphebel spielfrei, aber dennoch leichtgängig bewegen, reduziert sich auch das „Ventilklappern“. Der Kipphebelumbausatz von BMW ist dafür völlig ausreichend. Ob Umbausätze von Tunern oder BMW-Veredlern mit z.B. axialen Nadellagern einen zusätzlichen Vorteil bringen, muss jeder für sich entscheiden.

Einteilige Kipphebelböcke unterstützen diese Maßnahmen, indem sie einen reproduzierbaren Abstand vorgeben. Kipphebel, die einmal aus-distanziert wurden, behalten ihr Maß. Diese Kipphebelböcke sind jedoch nicht zwingend erforderlich.